Aus dem Vorwort im „Handbuch Texten wie ein Profi“, 2011

Professionelle Texter brauchen Hirn und Herz: Von der Vernunft geprägte Zielgruppen überzeugt man am besten mit rationalen Wörtern. Vorsicht vor gefühlsbetonten Wörtern, die sind für Rationalisten unerheblich. Doch mit solchen Vokabeln verschaffen Sie sich Zugang über den Bauch
des emotionalen Lesers. „Texten wie ein Profi“, kurz TweP, erfordert ein Umdenken. Das gelingt schnell, denn die 4-Farben-Sprachmethode verleiht Einsteigern wie Routiniers mehr Sicherheit.

Wie viel Emotion verträgt Kommunikation?

Studien ergeben, dass sachliche Wörter einen Reiz auslösen, auf den das Gefühl unwillkürklich reagiert, bevor der Verstand an die Reihe kommt. Denken Sie an Begriffe wie „Zugverspätung“ oder „Leistungsdruck“. Die Ursache liegt darin, wie wir denken und wahrnehmen. Lange glaubte man, dass der Mensch denkt, bevor er fühlt und handelt. Die Wissenschaft hat diesen Denkfehler aufgedeckt und einen Paradigmenwandel vollzogen. Richtig ist dieser Ablauf: Reiz – Fühlen/Reagieren – Denken (Olson Zaltman Accociates (OZA), Boston).

Menschen herrschen unbewusst die Gefühle – ob im Beruf oder privat. Am Schluss greift der Verstand. Das Wörterbuch für Hirn und Herz enthält daher rationale Wörter, die wegen ihrer Klarheit verstanden werden, und einen emotionalen Wortschatz, der wegen seines Sympathiegehalts ankommt. Anlass, Kontext und Zielgruppe bestimmen den Mix. Soll ein Text Ruhe ausstrahlen, so wären Wörter aus der Kategorie „erregend“ deplatziert. Will man Vertrauen schaffen, sind Wörter, die „Macht“ assoziieren, fehl am Platze. Gehen Sie mit diesem Wortschatz sorgsam um. „Texten ein wie Profi“ erfordert ein hohes Maß an Sensibilität und Gespür. Denn am Ende bestimmt das Gefühl des Lesers, ob Ihre Botschaft für ihn relevant und attraktiv erscheint.


Ein erfolgreiches Umschalten zwischen Gefühl und Vernunft wünscht
Hans-Peter Förster